Alles muss raus

Reingelesen: Alles muss raus Notizen vom Rand der Welt (von Thilo Mischke)

Der Urwald ist ein stiller Ort. Unsere romantische Vorstellung von Urwäldern ist vollkommen falsch. Es sind dunkle, kühle Orte, wie Grabkammern der Natur. (aus Ewigkeit der Dinge, oder: Wie wir alt werden)
11. Juli 2022
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Alles muss raus – Notizen von Rand der Welt, ein wirklich spannendes Buch, das Tilo Mischke hier geschrieben hat. Als Reporter für Uncovered zieht es ihn dahin, wo andere ganz ohne Problem sagen „Nein, da möchte ich für kein Geld der Welt hin, ich möchte halt noch etwas leben“. Thilo Mischke taucht liebend gern in Schattenwelten ein und besucht Brennpunkte rund um den Globus.

Er recherchiert vor Ort und trifft Gangs in Neuseeland, ist mit Freiheitskämpfer/innen im Irak unterwegs, läuft durch den unbewohnten Urwald zwischen Panama und Kolumbien, wo sich Drogenschmuggler, Indigene, Schlepper, Flüchtlinge und natürlich das Militär herumtreiben und gerne auf alles, was nicht zur eigenen Gruppe gehört, erschießen.

„Es ist die erste von zwei Nächten, die ich in dieser Stadt sein werde … Nur noch 40 Stunden. Genau so lange habe ich Zeit, hier eine Story zu finden, denn länger darf ich nicht bleiben. Mein Kontaktmann meinte, die al-Shabaab-Miliz, der ostafrikanische Ableger des Islamischen Staats, würde dann wissen, dass ich hier sei.“

Thilo Mischke (aus Mogadischu)

Tilo geht dahin, wo es weh tut, oder weh tuen kann. Im schlimmsten Fall hätte die eine oder andere Reise tatsächlich tödlich enden können. Ist bisher zum Glück nicht passiert, sonst würden wir dieses Buch auch nicht nicht lesen können. Er geht aber auch dahin, wo es interessant ist, wo Menschen ein Leben leben, das wir uns so nicht kennen und es uns auch nicht ansatzweise vorstellen können. Vielleicht möchten wir es auch gar nicht kennenlernen. Ich finde jedoch, jeder sollte sich sowas mal ansehen (oder eben dieses Buch lesen), damit wir nicht bei jeder Kleinigkeit anfangen, uns zu beschweren oder zu jammern, wie „schlecht es uns geht“.

Klappentext:

Es ist nicht der Reiz des Extremen, der ihn in die entlegensten Ecken treibt, sondern sein offener Blick für Menschen und ihre Geschichten, ja ein unersättlicher Hunger auf Lebenserfahrung. Egal, ob er in El Salvador dem Tod ins Auge blickt, Freundschaft in den Weiten Islands erfährt oder mit ukrainischen Soldaten im Schützengraben liegt. In seinen Schilderungen aus den schönsten, fernsten und unwirtlichsten Regionen der Welt wird das Fremde plastisch, uns so erscheint das Eigene in neuem Licht. Und weil er auf seinen Reisen alles in sich aufnimmt, ja aufsaugt, muss am Ende alles wieder raus, aufs Papier: Thilo Mischke zeigt, wie aufregend, herausfordernd und vielfältig die Welt ist – aber nirgendwo schwarz-weiß.

Die Art zu schreiben gefällt mir sehr gut, lediglich die Sprünge zwischen seinen „Reiseberichten“ und seinen Geschichten aus dem Privatleben verwirren etwas, dennoch macht es Spaß, die einzelnen Geschichten von Thilo Mischke zu verfolgen, er hat viel spannendes Erlebt und liefert mit den Notizen vom Rand der Welt ein wertvolles Buch ab, das hoffentlich zukünftig als Pflichtlektüre in den Schulen gelesen wird.

Thilo Mischke über Alles muss raus:

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Mehr Informationen

Thilo Mischke wurde 1981 in Berlin geboren und arbeitet als Journalist und Autor für die ZEIT und die Berliner Zeitung, steht als Fernsehmoderator für die Reportagereihe Uncovered vor der Kamera und ist auch für den gleichnamigen Podcast Uncovered zuständig. Für seine journalistische Arbeit wurde er vielfach ausgezeichnet, u.a. gewann er 2020 einen Bayerischen Fernsepreis und wurde als Journalist des Jahres in der Kategorie „Reportage National“ ausgezeichnet.

Buchtitel: Alles muss raus – Notizen vom Rand der Welt
Autor: Thilo Mischke
Verlag: Droemer
ISBN: 978-3-426-27872-7

Markus

Vater, Fotograf, Blogger, Medienmensch, alles eher autodidaktisch, aber alles mit ganz viel Leidenschaft. Ist auch bei Twitter & Instagram unterwegs. Natürlich kann man mir auch bei Facebook folgen. Zusätzlich blogge ich auf markusroedder.de über Dinge, die hier keinen Platz finden.

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